Kieferorthopädie aus der GKV zu streichen ist gesundheitspolitischer Irrweg

Mit deutlicher Kritik reagieren der Berufsverband der Deutschen Kieferorthopäden (BDK) und die Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) auf die Forderung des CDU-Wirtschaftsrates, kieferorthopädische Behandlungen aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu streichen.

„Diese Forderung ist weder fachlich noch gesundheitspolitisch nachvollziehbar. Aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse zeigen klar, dass Zahn- und Kieferfehlstellungen erhebliche Auswirkungen auf die allgemeine Mundgesundheit und damit auch auf die Folgekosten im Gesundheitswesen haben“, betont der Präsident der DGKFO, Prof. Dr. Bernd Koos.

Studien wie die Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS VI) oder die vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses geförderte EFAFU-Studie belegen: Fehlstellungen sind kein reines Schönheitsproblem, sondern können Zahnverlust, Funktionsstörungen und auch psychische Belastungen nach sich ziehen.

„Diese Erkenntnisse zu ignorieren, hieße, künftige Krankheitslast und erhebliche Folgekosten bewusst in Kauf zu nehmen. Das ist gesundheitspolitischer Rückschritt und ökonomisch kontraproduktiv zugleich“, so Köning.

Gerade die Kieferorthopädie ist durch die klare Trennung von Regelversorgung und Mehrleistungen ein Musterbeispiel für Eigenverantwortung im solidarisch finanzierten Gesundheitswesen: Die notwendige und zweckmäßige medizinische Versorgung wird von der GKV übernommen, während Familien für Zusatzwünsche eigenständig aufkommen.

„Wer Kieferorthopädie aus dem Leistungskatalog streichen will, spart nicht bei Bürokratie oder Ineffizienz – sondern direkt bei der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“, so Könings Fazit.

Wie Muttermilch die Zahngesundheit von Anfang an unterstützt

Sie enthält reichlich Kalzium, Phosphat und Magnesium, die das Zahnwachstum fördern, den Zahnschmelz stärken und die Zähne widerstandsfähiger gegen Karies machen. Natürliche Abwehrstoffe in der Milch halten schädliche Bakterien in Schach.

Beim Stillen bildet sich weniger Zahnbelag, da die Milch tiefer im Mund ankommt als bei Flaschennahrung. Die ersten Zähne werden kaum umspült, da die Muttermilch direkt in den Rachen fließt. „Muttermilch ist nicht nur die beste Ernährung für Säuglinge, sondern legt auch den Grundstein für gesunde Zähne, wenn Eltern früh mit der richtigen Pflege beginnen“, erklärt Dr. Romy Ermler, Vorstandsvorsitzende der Initiative proDente e.V. und Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer (BZÄK).

Stillen verringert das Kariesrisiko Trotz des Zuckergehalts in Form von Laktose senkt Stillen das Kariesrisiko. Immunglobuline A und G wirken als natürliche Antikörper, während das Enzym Lysozym Bakterien abwehrt. Mineralstoffe und Spurenelemente in der Muttermilch fördern die Remineralisierung der Zähne.

Stillen trainiert Kiefer und Muskulatur Der Saugvorgang stärkt Lippen, Zunge, Wangen und Kiefer. Dieses Training fördert die gesunde Entwicklung der Kiefergelenke und -muskulatur und unterstützt eine gerade Zahnstellung. Gestillte Kinder haben später ein geringeres Risiko für Fehlstellungen.

Zahnpflege von Anfang an Sobald die ersten Zähne durchbrechen, brauchen sie Pflege. Der Milchzucker in der Muttermilch kann die Zähne angreifen, besonders bei häufigem nächtlichem Stillen. Eltern sollten früh mit der Mundpflege beginnen. Schon vor dem ersten Zahn ist es ratsam, die Kauleisten abzuwischen. Sobald der erste Zahn da ist, kommen Zahnbürste und Zahnpasta zum Einsatz. Regelmäßige Zahnarztbesuche sind ab dem ersten Zahn empfehlenswert.

Kleine Zähne verdienen große Zuneigung Stillen ist uneingeschränkt zu empfehlen – für Ernährung, Immunschutz und Zahngesundheit. Die Weltstillwoche betont den Wert der Muttermilch. Sie unterstützt die Mundgesundheit von Anfang an. Mit konsequenter Zahnpflege wird dieser Vorteil voll wirksam und schafft die Grundlage für ein strahlendes Kinderlachen.

01.10.2025 DGA | Quelle: Initiative proDente e.V.

Digitalisierung im Zahnmedizin-Studium

Die hallesche Zahnmedizin erweitert ihre zukunftsorientierte Ausbildung: In einem eigens umgebauten Bereich stehen den Studierenden nun neue, modern gestaltete Arbeitsplätze zum Üben prothetischer Behandlungsverfahren an Modellköpfen zur Verfügung. Spezielle Scanner ermöglichen es, präzise 3D-Modelle des Gebisses zu erstellen, die anschließend digital bearbeitet werden können. So lässt sich Zahnersatz künftig digital konstruieren und anfertigen. Ziel ist es, angehende Zahnmediziner:innen sowohl mit konventionellen als auch mit digitalen Verfahren vertraut zu machen.

Für die Umsetzung investierte die Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) rund 700.000 Euro aus Haushaltsmitteln.

„Bei der Versorgung von Patient:innen kommen noch häufig Abdruckverfahren zum Einsatz, bei denen das Gebiss mit einem Abformlöffel erfasst wird. Die Negativform wird dann mit Gips ausgegossen, um ein Modell zu erstellen. Das ist ein zeitaufwändiger und bisweilen fehleranfälliger Prozess“, erklärt Prof. Dr. Jeremias Hey, Direktor der Universitätspoliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Alterszahnmedizin. Mithilfe von sogenannten Intraoralscannern lässt sich das inzwischen auch digital erledigen. Drei mobile Geräte dieser Art setzt die hallesche Prothetik nun in der Lehre ein. „Das geht nicht nur etwas schneller, sondern wird auch als angenehmer empfunden. Die Studierenden sollen schlussendlich beide Verfahren beherrschen“, so der Zahnmediziner weiter.

Um einen Zahn beispielsweise mit einer Krone zu versehen, muss dieser zunächst präpariert werden. Dabei werden Teile der Zahnhartsubstanz entfernt, um Raum für die anschließende Versorgung zu schaffen. Anhand der per Scanner gewonnenen 3D-Daten lässt sich am Computer dann der Zahnersatz konstruieren. Anschließend wird das Design an ein Fräszentrum weitergeleitet, in dem die Werkstücke aus Keramik oder langlebigem Kunststoff entstehen. So wird der Herstellungsprozess von Kronen, Brücken und Aufbissschienen zunehmend digitaler. Im Rahmen des Studiums wenden die angehenden Zahnmediziner:innen ihr Wissen schließlich auch bei Patient:innen an.

Die Technik kommt in einem umgebauten Raum mit 24 neu eingerichteten Arbeitsplätzen zum Einsatz. Ab sofort findet dort der vorklinische Studienabschnitt in der zahnärztlichen Prothetik statt. Die ergonomischen Arbeitsplätze sind mit Phantomköpfen der neuesten Generation mit Flüssigkeitsabsaugung ausgestattet. An diesen Modellen lassen sich individuelle Kiefer anbringen, um verschiedene Szenarien zu simulieren und realitätsnah üben zu können.

Neben den praxisnahen Übungen bietet der neue Saal auch didaktische Vorteile: Arbeitsschritte lassen sich live auf einem großen Bildschirm übertragen und somit effizient vermitteln.

Ausbildung mit Blick auf die ländliche Versorgung

„Wir haben jetzt eine Technik etabliert, die dabei hilft, Zahnmediziner:innen zusätzliche digitale Kompetenzen zu vermitteln. Durch die Möglichkeit, Datensätze schnell über große Distanzen in die Produktion zu bringen, wappnen wir sie auch für die strukturellen Herausforderungen einer ländlichen Region wie Sachsen-Anhalt. Gleichzeitig modernisieren wir kontinuierlich die technische Ausstattung in der zahnmedizinischen Ausbildung. Im Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung wurde diese zuletzt im Jahr 2024 als überdurchschnittlich gut bewertet“, betont Prof. Dr. Heike Kielstein, Dekanin der Medizinischen Fakultät der MLU.

Der Studiengang Zahnmedizin wird in Sachsen-Anhalt ausschließlich in Halle angeboten und blickt auf eine lange Tradition zurück. Die jüngste Modernisierung des Phantomsimulationssaals orientiert sich an den Zielen der neuen zahnärztlichen Approbationsordnung, die seit dem Wintersemester 2020/21 in Kraft ist und einen verstärkten Fokus auf Digitalisierung sowie eine praxisnahe Ausbildung legt. „Mit der neuen Ausstattung nehmen wir eine Vorreiterrolle ein. Damit setzen wir in Halle weiterhin Maßstäbe in der Ausbildung von Zahnmediziner:innen der Zukunft“, fasst Prof. Kielstein zusammen. Bildunterschrift: Ein Student demonstriert die Arbeit mit dem Intraoralscanner (v. l. n. r.: Wolfgang Beck, Prof. Heike Kielstein, Prof. Jeremias Hey, Julian Lothar Runkel, Prof. Kerstin Bitter und Thomas Wünsch).